Packeis voraus!
vom  02.06.08 - 13.06.08 unterwegs durch die Barentsee nach Spitzbergen


Burkhard

Wolfgang

Christian

Söhnke

Edda

Heide

Renate

Pagan

 

Im Juni nach Spitzbergen, heißt es wird kühl. Zumal in Deutschland gerade eine Wärmewelle von 30 Grd ansteht. Beim Abflug von Tegel spüre ich ihre Kraft und werde sie für zwei Wochen so  nicht mehr erleben. Dafür bekomme ich die Sonne 24h lang zu sehen. Zur Zeit ist es auch Nachts hell. Die Sonne geht im Juni nicht unter. Zum Glück habe ich eine Taschenlampe eingepackt und Dutzende von Batterien. Wozu, weiß ich auch nicht aber vielleicht zum Tausch gegen irgendwas.

Der Flug nach Tromsö über Kopenhagen, Oslo verlief pünktlich und somit stand ich um 17.00 Uhr vor dem Flugplatz bei 2 Grad und bedecktem Himmel. Der Flybus war auch weg und der nächste kommt in 40min. zur Abfahrt.

schöne Aussichten am Flugplatz

wo kommt der Bus

Gelegenheit schon einmal den Seesack zu öffnen um sich etwas warmes vorzukramen. Trübe tief hängende Wolken, difuses Licht mit Sprühregen. Genau das ist es, warum man Deutschland verlässt.

Endlich im Hafen angekommen, finde ich die Pagan sicher am Steg vertäut. Reinhard war noch bis gestern hier um sie Seeklar zu machen. Wolfgang und Heide, sowie Christian und Renate mit Sohn Söhnke waren schon an Bord. Nach mir kommt nur noch Edda und die Mannschaft ist komplett. Für die nächsten 14 Tage werden wir eine Mannschaft sein und in drei Wachen die Aufgaben meistern.

Sundbrücke zur Eismeerkathedrale

Hafenplatz

Sicher am Steg

  

                                                                  

                Fjord  von Tromsö, ideales Einsteigerrevier.Gemütlich an den Bergen vorbei ziehen mit Fahrstraßenregelungen.
                Die Eismeerkathedrale ist ein Muß für Tromöbesucher.

Von der eisfreien vom Golfstrom umsäumten Insel 69Grad 39,6`Nord zum Ziel nach  Longyearbyen auf Svalbard bei 78Grad 13`Nord, oder einfach,    Arktis mit Eis und Bär.

Am Montag dem 02.06. ging es gegen 10.30 Uhr los. Leinen kappen und ab zum tanken. Doch hier lag gerade ein Versorger. Über Kopf festgemacht und nachgefragt ergibt, er liegt hier noch 4 Stunden. Dafür haben wir keine Zeit. Nach Absprache kann ich Wasser aus der Versorgungsleitung nehmen und Diesel mit einem Handwagen und fünf Kanister. Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen und mühsam schleppen wir den Sprit. Doch voll tanken muss sein.  Endlich voll und jetzt um 14.30 Uhr bei 1022hPa mit Groß,Genua, S-Fock und B-Fock durch den Fjord. Es wurden Segelmanöver gefahren und MOB geübt. Zur Gleichstellung der Frau gab es auch FOB. Die Angeln wurden klar gemacht und bei treibender Yacht versucht den Dorsch an Bord zu holen. Söhnke und Renate waren sehr ausdauernd und fingen auch ein paar Dorsche die als Beilage zum Essen gut waren. Wolfgang und ich ließen uns nicht lumpen auch Fisch zum Tisch beizutragen. Doch so ein richtig Großer wollte nicht an Bord. Wir, die schon an Bord sind, verstehen das gut. Söhnke friert sehr, Renate begeistert über Ihre Angelerfolge und Wolfgang erzählt von Segelreisen früherer Jahre.

Die Zeit vergeht doch es wird nicht dunkel. Es ist hell wie um 15.00 Uhr doch es ist 21.30 Uhr und müde ist auch keiner. Wir werden noch bis Hansnes 69 Grad 57,7`Nord weiter segeln und hier zur Nacht festmachen. Es wird unser letzter Stopp an einem Steg sein. Wir liegen um 22.40 Uhr am Steg und keiner geht schlafen. Es ist sehr schön hier. Der Wind ist bei 1024hPa eingeschlafen , Söhnke versucht am Steg zu angeln. Es werden Fotos gemacht und ein kurzer Fußmarsch ist auch drin.

Am Steg von Hansnes

Kirche von Hansnes

Söhnke der Fischtöter

Es ist 10.30 Uhr am 03.06. als Leinen los und die Segel gesetzt werden sollten. Doch bei 1025hPa weht hier nichts. Es bleibt nur der Flautenschieber. Nach seinem langen Winterschlaf ist es für ihn auch sein erster Törn. Wir schieben uns gemütlich nach Norden und werden den 19. Längengrad nicht groß verlassen. Endlich frei von den Bergen sind wir um 16.00 Uhr. Es weht hier draußen mit 2-3kn aus Nord bei 1025hPa. Schlussfolgerung ist, der Motor bleibt an. Gegen 17.30 Uhr geht der Motor aus, Hoppla was ist los. Den Effekt kannte ich bei dem alten Motor hier lag es am Motorschalter. Diesmal nicht und auch nicht an Kühlung und Temperatur. Öl war vorhanden doch es fehlte an Diesel????

Es gibt einen Tagestank an dem man sieht, wie viel Liter pro Stunde verbraucht wird, dieser war leer und darf es nie sein. Denn nun ist Luft in den Ansaug gekommen. Wolfgang und ich fingen an die Leitungen zu entlüften um nach 20`wieder starten zu können.  Doch warum war der Tank leer?? Der Verbrauch war doppelt so hoch wie normal und aus diesem Grund war der Tank auch früher leer bevor man nachschaut, Ja und warum dies ist merkten wir erst Tage später. Die Pagan war durch das Winterlager mit Bewuchs am Unterwasserschiff gebremst wurden. Es gab nur die Lösung mit verminderter Drehzahl weiter um den Verbrauch im Auge zu haben, was gleichzeitig einen höheren Zeitaufwand bedeutete.

Der Tag ging mit dem 4Stunden Wachsystem weiter. Auch der nächste brachte keine Veränderung. Bei gleich bleibenden Druck und Wind um 6-10 kn aus Nord mit Kurs Nord konnte nur der Motor arbeiten. Es stellte sich heraus, das Kurshalten für einige eine große Aufgabe ist. Söhnke und Edda wurden Seekrank und Heide schlief nur in der Freizeit. Renate saß mit steigender Begeisterung auch außerhalb Ihrer Wache im Freien.

Edda und Renate

Stockfisch

Heide Wolfgang und Söhnke

Söhnke ist Krank

Doch endlich am 05.06. zu  Beginn meiner Wache um 04.00 Uhr war Wind von 15kn da und er kam auch aus NO bei 1025hPa. Alle Segel hoch und die Windfahne zum Einsatz gebracht. Die erste Wache unter Segeln begann. Mit 4-5kn über Grund kommt schon Freude auf.  Der Wind nahm stetig zu und hatte um 08.00 Uhr 15-18kn aus NO bei 1023hPa erreicht. Endlich fiel der Druck und dies auch zügig. Meine Freude über den zu erwartenden Wind war groß. Kaum einer an Bord teilte die Auffassung. Unser Krankenzimmer war noch voll und Renate und Christian brauchten ein wenig Hilfe bei Ihrer Wache. Somit hieß mein Zeitplan 8 Stunden Dienst und 4 Stunden frei. Am Abend bei meinem Wachwechsel um 20.00 Uhr waren wir bei 72 Grad 48`Nord angekommen und hatten drei Grad Nord gut gemacht.

Den ganzen 06.06. konnten wir Strecke machen. Mussten dann aber wieder auf Kurs Nord gehen und den Motor mitlaufen lassen. Bei Wind von Nord mit 7-9-kn machten wir noch 4-5kn über Grund zum Ziel Bäreninsel. Und dann kam sie gegen 15.00 Uhr in Sicht. Die weißen Gipfel am Horizont sehen, heißt, bis dahin fehlen uns noch 12 Stunden. Trotzdem half die Meldung das Krankenlager zu leeren. Es kam eine gute Stimmung auf und dann ließen sich auch noch Delphine und einen Wal sehen. Unsere kleine Welt war wieder in Ordnung.  Die Motorfahrt hat Diesel gekostet, und Überschlagsrechnungen machen die Runde. Reicht der Diesel bei gleichem Wetter bis Spitzbergen? NEIN - es muss eine Lösung her. Vielleicht bei der Radiostation wenn das Wetter mitspielt. Doch die Entscheidung kommt später. 

Renate sieht die Bäreninsel

Wal beim Abtauchen

Nadelfelsen am Südkap

Bäreninsel in Sicht

Delphinel

Bäreninsel

Dann endlich der "Nadelfelsen" an der Südspitze der Bäreninsel ( Björnoya ) und es ist 07.06 gegen 02.00 Uhr. Nun noch zur Ankerbucht und die erste Etappe ist gelaufen. Gegen 03.30 Uhr geht der Anker nach 350sm fest auf 74Grad 22,4`Nord und 019 Grad 10,3`Ost.

Es folgte schlafen und Schlauchboot aufpumpen. Dann alle an Land und Freigang bis zum wecken. Holz wurde gesammelt, Trinkwasser besorgt und die Insel erkundet. Es wurden Gruppen gebildet und diese mit Waffen und Sprechfunk ausgerüstet. Kling komisch ist aber so wegen Eisbären die hier noch frei umher irren könnten. So wirklich daran geglaubt habe ich nicht, denn um dieser Jahreszeit findet der Bär keine Nahrung mehr. Doch die Wege des Bären sind unergründlich. Wir haben keinen gesehen und auch sonst nichts außer Flugratten.

Unsere Bucht auf der Bäreninsel

Anlandung mit Schlauchboot

Bärentöter Wolfgang

Holzsammeln und Trinkwasser besorgen

Vegetation

 

Unser Aufbruch war dem Wind geschuldet, der gedreht hatte und nun genau in die Buch kam. So ging um 15.30 Uhr der Anker hoch und wir ließen unsere schöne Bucht hinter uns. Vor ihr wurde noch einmal die Angel rausgeholt und auch was gefangen. Ein kapitaler Dorsch von 5kg und Kleinzeug gingen aus dem Wasser direkt auf den Herd. Mit Reis und süßsaurer Soße schmeckte er uns allen sehr gut. Es war dann meine Wache dran und das heißt segeln. Bei 10kn Wind aus Ost bei 1026hPa  (den Wert ab jetzt im Auge behalten ) ging es an der Ostküste hoch. Am Nordpunkt steht in einzelner Felsen ( lange Anna von Helgoland ) hier waren wir gegen 20.00 Uhr mit Vollzeug in die richtige Richtung.

Man vergisst beim Wachsystem schon den Wochentag. Doch heute war Sonntag und dazu auch noch der Geburtstag von Edda. Es gab Kuchen und Gesang. Nicht schön aber laut und Edda wurde um Mitternacht geweckt. Sonst lief dieser Tag bis zu meiner Wache um 16.00 Uhr normal durch.  Kollege Rasmus meint es gut. Gleich nach Übernahme geht der Wind ab auf 16kn dann stehen 21kn auf dem Tacho. Für mich heißt es reffen  und Segel umbauen und für Edda Sie war bei mir auf Wache mit die Einsicht, Es geht alles ein wenig rauer zu. Im Laufe des Abends ging der Wind dann auf 18kn zurück und brachte Ruhe ins Schiff. Die Windfahne machte einen tollen Job und die Mannschaft wechselte sich ab ohne eingreifen zu müssen. Einziger Höhepunkt war der Besuch von der Norwegischen  Küstenwache. Diese kamen auf uns zu und nahmen Kontakt auf. Wer, wohin, wie viel und bla bla bla. Alles geklärt und sie drehen ab. Wir machen Tempo und können gegen 22.00 Uhr die Südspitze von Spitzbergen sehen. Inzwischen waren wir bei 76 Grad 30`Nor und der Druckabfall nahm zu. Er wird ab jetzt in den nächsten 24 Stunden von 1025hPa auf 1013hPa fallen. Wind = Diesel sparen.

Windfahne - stets gut gearbeitet

Renate - eine ganz harte Frau

zügig in Richtung Spitzbergen

Der Ostwind den wir seit der Bäreninsel hatten hielt durch und brachte uns schnell bis zum ersten Fjord, dem Hornsund. Hier war Sicherheit und Ruhe sowie die Polnische Wetterstation. Diese wollten wir um Diesel bitten. Notfalls würden unsere Frauen kleinere Dienste anbieten. Absprachen liefen schon, wer nimmt den Koch??

Spitzbergen kommt in Sicht

Nach einer Woche Fahrt konnten wir am Montag, dem 09.06. in den Hornsund einfahren, ihn uns ansehen und am Abend vor der Station gegen 21.30 Uhr ankern. Für den nächsten Tag waren wir alle bei ihnen eingeladen zu Kaffe und Schnaps. Doch das absegeln des Hornsundes war riesig. Bis zur Eisgrenze gingen wir vor um dort Eisbären und Robben zu treffen. Hier war es auch das wir einen Entgegenkommer hatten. Eine französische Segelyacht kam und kurzes Hallo und beste Wünsche wechselten die Seiten. Wir werden sie wieder treffen am Ende unserer Fahrt. 

 

Hornsund

 

Eigentum: Ralf Schaepe

Der Besuch bei den Polen war Interessant. Sie sprachen über ihre Arbeit und zeigten uns ihre Wahlheimat. Danach noch ein Besuch an der Gletscherzunge und wir machten uns auf den Weg weiter Richtung Nord.

Es war der 10.06 der uns bestes Segelwetter brachte. Durch den Druckabfall ging es bei uns mal richtig zur Sache. Den Tag über hatten 18-20kn Wind aus Nord und wir kreuzten und kreuzten und kreuzten uns langsam nach Norden. Auch der 11.06. brachte keine Veränderung. Nur der Wind legte noch einmal zu auf 28kn und wann?? Natürlich bei meiner Wache morgens um 04.30 Uhr. Also Genua weg und Klüver hoch. Dazu Reff ins Großsegel und Kurs halten. Der Druck war noch einmal nach unten gegangen auf 1008hPa innerhalb von sechs Stunden. Hallo Segler, da kommt was.

Devise, kreuzen bis zum kotzen war ausgegeben und für unsere  angeschlagenen Mitsegler begannen 24 Stunden der harten Art. Doch die schönste Fahrt geht mal zu Ende und so konnten wir gegen 14.00 Uhr in den Bellsund einfahren der Ruhe versprach. Zuletzt war die Wache gelöst wurden. Wolfgang und ich machen die Manöver aus Sicherheitsgründen. Ja und dann 17.45 Uhr Anker fest auf 77 Grad 22,5`Nord und 013 Grad 47,5`Ost in einer geschützten Ecke des Sunds.

Söhnke stellt fest, ich werde nur "Ostseesegler". Edda schätzt ein, Hochsee ist nicht mein Ding. Renate und Christin hat es Spaß gemacht Wolfgang und mir sowieso und Heide war nicht zu sehen.

 

Bellsund

 

Am Donnerstag, dem 12.06. ging der Anker um 03.50 Uhr hoch und wir machten uns zur Erkundung des Sundes auf. Leider keine Wale gefunden auch nicht im Van Mijen Fjorden der für seine Belugawale bekannt war.

Es gab nur Robben und so machen wir uns auf den letzten Ritt zum Isfjorden von dem es dann in den Tempelfjorden geht wo unser Ziel Longyearbyen liegt.

Während der Ausfahrt wurde die Pagan auf Motorfahrt vorbereitet. Die Genua wieder angeschlagen, ausgerefft und die Segel geborgen.

So ging es raus um die Huck und dann Richtung Nord bei 6-8kn wind aus Nord, unsere Richtung. Wie lange ?? Richtig bis ich Wache habe. Bei 12kn Wind heißt es alles hoch was da ist und hoch am Wind eine gute Kreuz laufen. Dies alles um 16.00 Uhr und dann um 17.30 heißt es 25-28kn Wind  und um 19.00 Uhr 28-32kn Wind. Da um 20.00 Uhr meine Wache zu Ende geht, schläft auch der Wind ein und hat um 21.00 Uhr nur noch 2-4kn aus Nord.

Doch dazwischen liegen vier Stunden Arbeit. Rückbau aller Segel auf die Windverhältnisse und da wir auf der Höhe Einfahrt waren Welle von gut 2-3m querab. Die Windfahne ist mir dabei zu großzügig mit dem Kurs. Desshalb steuerte ich die Zeit von Hand an Pinne. Übergehende Wellen machten meine Frauen nass. Edda und Renate waren draußen um sich das Schauspiel anzusehen.

Um Mitternacht sind alle draußen im hellen Sonnenschein und betrachten die hohen schneebedeckten Berge sowie das verdreckte Barentsburg. Hier fördern die Russen Kohle.

 Renate und Christian, vielleicht demnächst mit eigener Yacht auf der Ostsee unterwegs.
Ihnen hat es sehr gefallen.

Dann kommt die letzte Biegung und wir sind im Anflug auf  Longyearbyen. Gegen 03.00 Uhr am Freitag dem 13.06. nach 755sm sind wir fest am Steg des Hafens Bykaia. Einen richtigen Hafen gibt es nicht, es ist ein Steg. Zwei Stunden später kommen die Franzosen längsseits, doch wir schlafen inzwischen den gerechten Schlaf.

Was nun kommt ist stets der traurige Teil einer Reise. Packen und Tschüß sagen.

Für alle anderen geht der Flieger am Samstag 04.00 Uhr nur ich fliege am Sonntag um 08.00 Uhr und bin somit noch einen Tag länger in Longyearbyen. Da der neue Skipper Wolfgang S. kommt helfe ich ihm beim herrichten der Pagan und nehme mir die Zeit für eine Ortsbesichtigung. Die neue Crew kommt am Abend und es geht lustig bis in den Morgen. Leise mache ich mich auf den Weg. Nur Wolfgang S. hilft mir beim Verlassen. Bus - Flug - Auto und die Reise hat ihr ENDE.

Bis die Tage
Burkhard