Island - Nordnorwegen

vom: 07.09.2009 bis 23.09.2009 


Von Reykjavik an der Küste Islands vorbei nach Tromsö in Norwegen.
Wir überschreiten den Polarkreis. Bei den Lofoten erreichen wir die norwegische Küste. Durch die herbstliche
Fjordlandschaft erreichen wir unser Ziel Tromsö.


Klingt einfach, doch der Nordatlantik im September kann auch anders. Diesmal war die Pagan auf der Rückreise von dem westlich von Grönland liegenden Etappenziel. Wolfgang brachte sie mit vier Mitseglern nach Reykjavik auf Island. Hier übernahmen sechs Segler das Steuer und wollten die Lady rüber nach Norwegen bringen.

Wolfram und Peter waren ein Wachteam, Dietmar und Reinhard sowie Christiana und ich.
Meine Anreise war schon am Samstag und ich traf Wolfgang der von seiner Überfahrt erzählte. Sie mussten sich vor einem von Neufundland kommenden Sturm verstecken und dann Tempo machen um überhaupt pünktlich in Reykjavik zu sein.
Reparaturen mussten am Schiff erledigt werden und die Genua war beim Schneider.
Doch hier gab es das „AUS“ für die Genua. Die Reparatur hat keinen Zweck mehr. Ohne sie würden wir bei Leichtwind Zeit einbüßen. Aber es wird sich herausstellen, es ging auch ohne sie. Es wurde die Zeit noch für Ausflüge und Besichtigungen genutzt und dann am Montag dem 07.09. um 1700 Uhr bei 991 hPa hieß es Leinen los.
Erst einmal raus aus der Bucht und nordwärts um die Insel im Uhrzeigersinn zu umrunden. Gegen Abend kam dann auch Wind doch leider von vorne. Kreuzen bei 20kn als Einstieg war schon gut. Doch das ließen wir bald und blieben hoch am Wind auf einer Backe. Somit waren wir frei vom Land und machten schnell Höhe mit dem Verlust an Weg zum Ziel. Im Morgengauen dann Wende und abfallen auf raumen Wind und Kurs 60-90 Grad. Dies sollte dann auch für die nächsten Wochen unser Generalkurs bleiben. Bei den arbeiten mit den Großsegel merkten wir, dass der Lümmelbeschlag gerissen war. Mit einem solchen defekten Teil auf große Fahr, erschien uns zu riskant, deshalb einen Hafen mit Schweißer gesucht. Beides fanden wir in Patrifsfördur an der NW Spitze von Island wo wir am 09.09. um 1100 Uhr die Leinen festmachten. Nach drei Stunden hieß es wieder ablegen und Kurs aufnehmen. Am 10.09. kam eine Starkwindwarnung mit 10Bft für das Seegebiet nördlich von Island.  Solange Land in Sicht, muss man so etwas nicht haben. Deshalb auf der Karte einen Schutzhafen suchen. Diesen fanden wir und machten am 11.9. bei 1002hPa um 1430 Uhr in Sigulfsfördur fest. Zu der Zeit hatten wir 18-20 kn Wind doch lagen wir sicher im Hafen. Duschen war angesagt und Ortserkundung. Auch hatten wir in Peter einen Koch der gerne den Löffel schwingt. Er war die ganze Reise immer für ein gutes Essen zu haben. Aus kaum was da, etwas schmackhaftes zaubern ist Goldwert. Der Sturm kam in der Nacht und im Hafen hatten wir 40kn Wind der dann zum Morgen auf 15kn zurück ging. Wir legten am 12.9. um 0930 Uhr bei 1015hPa ab und nahmen mit 6kn Fahrt unser Ziel Norwegen wieder auf. Jetzt kommt eine schnelle Überfahrt mit raumen und achterlichen Winden bei Regen und übergehender See. Bis am 19.09. um 1130 Uhr zum ersten Mal Land in Sicht kam. Die Berge der Lofoten zeigten sich im Morgennebel und bis zur Fjordeinfahrt war es nicht mehr weit. Um 1830 Uhr konnten wir die Leinen im Hafen von Melbu nach 850sm seit unserem letztem Stopp festmachen. Die Überfahrt war geschafft und das mit keinen Verletzten oder Bruch am Schiff. Nach dem Ausschlafen ging es dann am 20.9. um 1100 Uhr weiter den Fjorden folgend nach Sortland und zum Endhafen Tromsö wo wir am einen Tag früher als geplant am 22.9. um 1400 Uhr nach 1322sm ankamen.
Die gewonnene Zeit nutzten wir um die Umgebung zu erkunden.

Die Flieger aller Segler gingen unterschiedlich so das die Truppe jeden Tag kleiner wurde.
Für mich war mit der Landung in Berlin am Freitag dem 25.9. gegen 2100 Uhr der Nordtrip zu Ende.

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Nach dem verlassen von Siglufjordhur hatten wir eigentlich vor die Insel Grimsey zu besuchen. Doch durch den Schweißerstopp und dem abwarten des Sturmes fehlten uns schon ein paar Stunden. So ließen wir die Insel links liegen und begannen mit der Überfahrt und dem Wachdienst. Es waren drei Stunden Wache und sechs Stunden frei. Doch ob es wirklich die bessere Lösung war frei zu haben mag dahin gestellt sein. Nach der Wache im Regen und Kälte in das unbeheizte Schiff zu steigen und im Schlafsack versuchen warm zu werden ist nicht einfach. Christiana hatte große Schwierigkeiten im Schlafsack warm zu werden. Peter und Wolfgram hatten auch ein kleines gesundheitliches Handikap und ich hatte mir den Zeigefinger geprellt. Irgendwie nur Kranke an Bord. Doch Doc Dietmar  (er ist wirklich Doktor) konnte jedenfalls gute Ratschläge erteilen. Mich hat er verbunden und meine Verletzung sehr gut behandelt. Reinhard war mit Decksarbeit voll ausgelastet und  zeigte schon ein wenig Stress. Die Wachen liefen gut durch. Bei raumen Winden arbeitete die Windfahne super genau. Nur bei genau achterlichen Wind musste von Hand Ruder gegangen werden. Hier ist Konzentration gefragt, welche man auf einem Überführungstörn nicht üben kann. Ich griff schon mal öfters ein um einen genauen Kurs zu halten. Es nutzt uns gar nichts bei Kurs 90 Grad zischen 30 und 150 Grad zu pendeln. Unsere Winde waren von 5kn bis 40kn, wobei immer 30 Stunden Wind und 6 Stunden Ruhe war. Wir hatten abnehmenden Mond der uns ein wenig Licht spendete. Doch leider war er zunehmend hinter Wolken verschwunden. Nachts hatten wir den brechenden Wellen die dann weiße Kronen tragen den Namen „Belugawal“ gegeben. Somit hatten wir ständig Begleiter die stumm neben uns ihren Weg liefen. Einige größeren Wellen gelang es uns zur Seite zu drücken oder uns von hinten einen Anschub zu geben. Bei 27 Tonnen Eigengewicht kommt man schon ist grübeln. Natürlich gab es auch DIE WELLE die man nicht haben möchte. Sie schaffte es uns von achtern hoch zu heben so das dass Vorschiff frei über dem Wasser hing. Dann kommt das reinfallen (abstürzen) in das Wellental und ich bin froh das alle Schweißnähte halten. Auch hatten wir einen Wellenschlag von der Seite der das Vorschiff traf. Die Kraft reicht aus um das gesamte Vorschiff um 30 Grad zur Seite zu drücken. Mach das mal mit einem Jogurtbecher (Plastikboot). Die Mahlzeiten wurden rar, nur das warme Essen von Peter war etwas Regelmäßiges. Man trinkt auch viel zu wenig und das Salz der Luft hängt auf der Haut. Nach einer Woche im Wachsystem fehlen einem dann auch langsam die Worte. Unterhaltungen waren auf der Tagesordnung, doch von Tag zu Tag wurde es weniger. Erst nach dem erreichen von Norwegen kam wieder Gesprächsleben an Bord auf.

Datum

Zeit

Breite

Länge

Druck

12.9.

2000

66.29.353 N

017.22.777 W

1017

13.9.

1200

66.53.992 N

015.01.504 W

1021

14.9.

1100

67.10.801 N

010.37.945 W

1020

15.9.

1100

67.28.891 N

005.06.621 W

1009

16.9.

1400

67.44.689 N

000.00.000

1013

17.9.

0800

67.42.926 N

003.16.706 E

1013

18.9.

1400

68.07.999 N

009.01.655 E

1004

19.9.

1000

68.20.823 N

013.10.531 E

1007

20.9.

0100

68.29.945 N

014.48.092 E

1008

21.9.

1100

69.01.221 N

016.14.448 E

1000

22.9.

1400

69.39.006 N

018.57.711 E

983

Mir ist mal wieder klar geworden, das ein Koch an Bord auch bei diesen Bedingungen der beste Stimmungsmacher ist. Es geht weniger um das gute Essen, es war wirklich schmackhaft, als mehr um das gemeinsam etwas machen. Das Gegenstück dazu ist der Resteverwerter, was ich freundlich meine. Wie oft bleibt was übrig und das steht und steht und keiner will dann wirklich noch ran. Auch einer von uns hatte diese Aufgabe übernommen und das war gut so. Woran es lag was man nicht so genau, aber in den Fjorden verliefen die Segelmanöver nicht so wie gewünscht. Gerade das bergen vom Blister lief jedes Mal schief. Es war aber schon zu merken, das so etwas auf das Gemüt schlägt. Jeder (fast jeder) zog sich die Jacke an und dachte er war es, der das bergen verhinderte. Er blieb heil und das ist nach all der Aufregung das Wichtigste. Als es nicht möglich war in Sortland anzulegen und ein neuer Unterschlupf für die Nacht gesucht werden musste fiel das Stimmungsbarometer auch auf den Gefrierpunkt. Durch die Vorfreude auf Stadt mit Dusche gab es schon einen Dämpfer. Der Ausweichplatz hatte nur einen Steg bei Regen in der Natur. Mehr nicht und ich nutzte die Zeit am Abend um allein durch den kleinen Ort zu gehen und meinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Ich weiß nicht was es war, aber dies waren zwei Stunden Fröhlichkeit und Zufriedenheit für mich. Die kleinen Episoden wären der Wachen möchte ich nicht wiedergeben. Es lief unter jeden Umständen so, das die Pagan immer am laufen war. Trotz zweier fast Kollisionen mit Fischereifahrzeugen. Doch beides mal waren wir nicht Schuld, doch wem interessiert das wenn dann wirklich Wasser im Schiff wäre. Wir haben gehandelt und gut so. Was kurz vor dem Ziel noch ein „Hallo“ herausbrachte waren die Stromschnellen südlich von Tromsö. Wir nahmen sie mit der Gezeit und Wind von achtern und hatten 9,2kn auf dem Tacho. Gegen den Strom gibt es kaum eine Chance hier mit einem Sportboot vorwärts zu kommen, wenn dann der Wind noch von vorne kommt. Da die Pagan in das Winterlager geht fingen wir schon an die Segel und das Tauwerk zu trocknen. Alle Fallen wurden herausgenommen und was trocken war verschwand unter Deck. Im nächsten Jahr bleibt die Pagan in den Gewässern. Sie geht hoch nach Spitzbergen.
Umrundet die Insel ein paar mal und geht dann wieder in das Winterlagen nach Tromsö.
Erst im Jahr 2011 heißt es für sie wieder „Kurs SÜD“ !!

Bis die Tage
Burkhard



 

Burkhard

Reinhard und Dietmar

Christiana und Peter

Wolfgram

 

Minkwalspieß

 

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