Aus Alesund - Cuxhaven wurde Aalesund - Thyboron
Sturmsegeln ist nicht für JEDERMANN
Mit dabei:
Ich muss zwischen Planung und Tatsache unterscheiden. Das macht 6 Tage bei realen 640sm ergibt ein Etmal von 107sm. Mach das mal, wenn auch noch Stopps vorgesehen sind. Logemann gibt den Zeitpunkt zum betreten der Yacht vor egal, wenn man am Abgangsort eintrifft. Als ich kam waren alle schon da. Die Einweisung vom zugestellten Navigator Ullrich Barth fand statt. Für mich kein Problem, doch mit Kaspar gab es einen Neuling und der hätte bestimmt mehr Info gebraucht. Der erste Eindruck ist ganz angenehm doch beim zweiten stellt man fest: Keine Genua, keine Fock 1 vorhanden. Gefahren wird mit Fock 2 am Babystag sowie dem Groß mit Lattung. Die Yacht hat inzwischen schon 33 Jahre auf dem Rücken und der erste Lack ist ab. Macht nichts, wenn die „alte Lady“ sonst läuft.
Nach dem Einkauf und dem beschnuppern drängelten wir aufs ablegen. Ulli hatte den Plan wir legen am Sonntag ab. Das konnten wir kippen und es ging am Samstag gegen 14.00 Uhr los mit Maschine in Richtung Süd, der Küste entlang. Egal,denn besser werden die Verhältnisse hier oben sowieso nicht. Immer schön dicht unter Land, der Flautenschieber macht seinen Dienst und die erste Nacht kommt.Wache ab 2000 Uhr im 2-Stunden Rhythmus. Nicht gerade der Gewinn an Schlafenszeit, doch es gab auch keine Probleme und dann ist die Welt in Ordnung. Montag früh um 0315 Uhr Ankunft in Bergen. Durchfahrt bis zum Sack und fest an der Pier. Das erste und zugleich letzte Bier schmeckte prima, denn danach ging es in die Kojen.
Irgendwann wird der erste wach und Kaffeeduft zieht durch die Planken. Danach Ausgang bis Mittag. Daniel und Kaspar gehen auf Einkauf, Ulli hält die Yacht von Schaulustigen frei. Die gibt es wirklich, denn wir fahren mit der Flagge von Antigua. Die sieht gut aus und fällt sofort auf. Fast pünktlich können wir ablegen um zu tanken. In Bergen treffen wir die deutsche Yacht „Peter von Sestermühe“ Sie sind auch auf dem Weg nach Deutschland. Von Christoph von Reibnitz, dem Skipper und Eigner erfahren wir, das es ab Dienstag Starkwind geben soll. Doch wir wollen heute am Montag noch los mit dem Ziel Stavanger zu erreichen. Die „PvS“ möchte nur 20sm weiter in eine Bucht und dort abwettern.
Die PvS meldet sich Stunden später über Funk um mitzuteilen, sie machen Schluss.Der Wind von vorn mit 15 bis 22kn ist für die Crew zu viel. Wir ziehen noch auf
25sm davon und geben dann auf. Ab in eine Bucht mit super Kai an einem Privatstück. Dort gibt es sogar Strom und Wasser und somit ist die Welt in
Ordnung.
Ich schlage vor, frühzeitig aufzubrechen und wir einigen uns darauf, das ich um 0500 Uhr mal nachschaue ob schon Licht vom Himmel scheint. Tut es nicht und so verschiebt sich die Abfahrt auf 0600 Uhr. Ulli, Kaspar und ich machen die Leinen los und ab geht die Luzie in Richtung Stavanger. Nun liegt Stavanger von unserem Kurs nach Osten versetzt und um Zeit zu sparen schlage ich Haugesund vor als letzten Stopp um zu tanken. Vorschlag angenommen und ausgeführt. Doch bis dahin wieder kreuzen und das schon mit Böen von 35kn natürlich von vorn. Ich stehe am Ruder und lass mich einregnen. Bis Wolfram übernimmt und uns weiter zum Tankstopp führt. Tanken, Wasser und eine kurze Pause. Diese wird genutzt um das Wetter abzuklären. Wir haben Dienstag gegen 1500 Uhr und werden nach dem ablegen erst wieder auf Helgoland festmachen. Klingt das schon dramatisch ?? NEIN- denn wir hatten bemerkt, bei uns herrscht Wassereinbruch. Innerhalb von drei Stunden mussten wir 30-40Liter aus dem Motorraum abgepumpt werden. Klingt das schon dramatisch ?? NEIN- denn die Heizung verabschiedet sich auf nimmer Wiederhören. Alles was nass ist bleibt es auch. Klingt das schon dramatisch ?? NEIN- das Kompasslicht hatte auch genug vom leuchten und macht erst einmal die Augen zu. Doch das konnte wieder zu Leben erweckt werden. Klingt das schon dramatisch ?? NEIN- das Funkgerät spricht in einer Sprache, die keiner versteht. Der Lautsprecher ist defekt und kein Wort zu verstehen. Klingt das schon dramatisch ?? NEIN- denn Wolfram fällt kopfüber in die Steuerplicht und holt sich an der Stirn eine Platzwunde. Die Blutung können wir stoppen doch der Schock lässt ihn nicht mehr los. Jeder Gang über Deck ist eine wacklige Angelegenheit. Klingt das schon dramatisch ?? NEIN- Daniel legt sich nieder und steht so schnell nicht auf. Seine Seekrankheit hat das Niveau erreicht „lasst mich in Ruhe sterben“. In der Koje ist er gut aufgehoben. Klingt das schon dramatisch ?? NEIN- Kaspar hat sich die letzten Stunden so erbrochen,das nichts mehr kommt doch der Brechreiz bleibt. Aber er hält tapfer durch und macht seinen Dienst. Klingt das schon dramatisch ?? NEIN- E. steht in der Tür vom Klo und macht keinen Schritt mehr rein und versucht gleich von hier den Mundinhalt zu versenken. Für diese Übung gibt es keinen Punkt denn der Deckel war noch unten. Somit bleiben Ulli und ich die nicht verletzt sind und sich das Essen nicht zum zweiten mal durch den Kopf jagen. Klingt das schon dramatisch ?? NEIN- denn die Luken sind alle undicht. Bei jeder Welle und davon gibt es jetzt schon viele, läuft das Wasser über Deck und durch die undichten Fenster in die Kabinen. Die Betten und Sitzflächen sind klitschnass. Mit trockenen Sachen sich darauf zu setzen bzw. zu schlafen ist nicht mehr möglich.
Am Mittwoch nahmen die Seeverhältnisse noch zu. Wind von 25-35kn sowie Wellen von 3-4m waren jetzt normal. E. und Daniel konnten nicht mehr und wollten an Land. Kaspar hielt durch, doch er merkte, das die Kräfte schwanden. Wolfram war langsamer und vorsichtiger nach seinem Sturz geworden. Wir kreuzten inzwischen bei 986hPa und einer Welle von 5m und mussten konzentriert steuern. Doch auch ich hatte jetzt schon 30h hinter mir und wollte mal ruhen. Kein Platz dafür, denn alles nass und unaufgeräumt so das ich auf dem Boden sitzend versuchte eine Mütze Schlaf zu nehmen. Gegen 1800 Uhr dann die Entscheidung Abbruch und anlaufen des nahesten Hafens. Dies war Thyboron an der Nordwestlichen Küste von Dänemark. Doch auch bis dahin sollten noch 6-7 Stunden vergehen und durch den Kurswechsel kamen nun die Wellen von hinten. Solange es noch hell war, kein Problem. Zumal uns Delphine besuchten und mit uns spielten. Wir liefen zu diesem Zeitpunkt mit dreifach gerefftem Großsegel in Richtung Ost. In der Nacht dann die Segel noch umbauen auf Fock und das Großsegel runter. Jetzt konnte direkten Kurs genommen werden. Die Wellen schoben uns mit über 10kn SOG durch die See. Die Wellenhöhe war ständig über 5m und der Druck bei 982hPa angekommen. Die Yacht selbst lag gut in der See und mit einer Rollgenua oder kleinen Fock wäre es noch besser gewesen. Gegen 0230 dann das Richtfeuer von Thyboron. E. hatte sich wieder erholt und auch Daniel war wieder auf Deck. Seit es der Küste zuging ging es ihnen besser. E.
fuhr uns in den Vorhafen und dort Segel runter und mit Vollgas in den Hafen. Platz gefunden und fest gegen 0300 Uhr nach 482sm. Gegen 1000 Uhr kam am Donnerstag wieder leben in die Kajüte. Hier wird es von jedem eigene Meinung geben. Wir hatten jetzt noch 178sm bis Cuxhaven. Der Stopp auf Helgoland war schon gestrichen. Kaspar hatte einen Termin am Freitag 1200 Uhr Wenn es hier ein klares Zeichen von Logemann gegeben hätte, wäre ich vielleicht schwach geworden. Segelt durch den Limfjord in den Kattegatt und dann nach Kiel und durch den Nord Ostsee Kanal nach Cuxhaven. Segelt direkt nach Cuxhaven und den Diesel braucht ihr nicht auffüllen. Die Endreinigung entfällt. Was ist mit den Ausfällen, der Nässe, der fehlenden Heizung dazu gab es kein Angebot. Nur um Logemann sein Boot nach Hause zu bringen sollten wir alles mögliche machen? Somit stand fest, hier ist Schluss. Für mich das Zeichen,nicht länger an Bord zu bleiben. E. und ich machen am Donnerstag um 1430 Uhr mit dem Zug los. (Nachtrag vom 29.09.2010: Es beginnt eine Odyssee durch Dänemark, an dessen Ende die Ankunft in Hamburg liegt. Burkhard |