Ostern 22.04. - 25.04.11


Wat is denn dat Watt? Oder, die Ebbe kommt immer zu früh !

Am 21.04 ging es nach Schicht los in Richtung Oostmarhorn. Ein Ort der gar nicht so leicht zu finden ist. Doch gegen 1900 Uhr angekommen ist Rudi auch schon da und somit sind wir komplett.

Überraschung ist, die Yacht hat keine Stehhöhe im Innenbereich. Alles in gebückter Haltung bedeutet, bewegen wie die Igel, ganz vorsichtig. Jeder Einschlag wurde am Kopf schmerzhaft wahrgenommen.
Sonst ein interessantes Schiff. Mit Vor-, Groß- und Klüversegel.
Einräumen und umschauen und der Abend ist gelaufen. Am Freitag geht es gegen 1000 Uhr los. Gleich durch die Schleuse ist mein Wunsch. Doch die Gaffelyacht braucht ein wenig Übung und so entscheiden wir uns für einen Törn auf dem Leuwersmeer. Mal links lang und dann mal rechts und dann im Tonnenstrich und bei der Kreuz auch außerhalb. Wir haben 1,40m Tiefgang und einen Tiefenmesser an Bord. Nur das hat niemanden beeindruckt und so standen wir auf einmal und saßen fest. Noch kein Problem denn der Kiel geht hoch und somit haben wir 0,90m Tiefgang. Der Tiefenmesser sagt 1,70m und trotzdem sitzen wir immer noch fest. Also den Stakstock raus und von Hand nachmessen. > Knietief ????? Was ist los.
Die ersten Krebse kamen zu Fuß an Bord und Fische schwammen inzwischen zwischen unseren Füßen entlang um abzukürzen. Schieben und mit Motor hilft alles nicht und nun muss die „Goldene Idee“ her.

Bei Rudi macht es klick und schon sitzt er am Funkgerät und ruft auf Kanal 16 die Rettungsstelle.
Die melden sich auch und wir klären erst einmal wo wir sind und wer wir sind. Dann der Hinweis Ruhe bewahren und warten es kommt Schlepphilfe.

Ist auf einen Holländer Verlass? Ein Volk das Käse zum Bahnhof rollt und Gras in Papier rollt um es zu rauchen, kommt wirklich uns zu Hilfe. Nach 40min waren sie da. Drei Mann in einem rosa Schlauchboot mit viel Motor am Heck und einer Rundumleuchte. Einer kam an Bord und leitete die Aktion. Es brauchte auch nur einen kleinen Ruck und wir waren im Fahrwasser. Jetzt noch Papierkram und dann gute Fahrt.

Wir beschlossen am nächsten Tag ins Watt zu gehen und heute noch ein paar Runden zu drehen und zu versuchen nicht Festzukommen.
Alles klappte prima und am Abend lagen wir wieder in Oostmarhorn fest um eine Ortsbesichtigung zu machen. Kein ausgiebiger Spaziergang was nicht an uns lag sondern an der kleinen Ausdehnung der Stadt. Ab in die Koje und am Samstag früh um 1000 Uhr wieder ablegen. Diesmal mit Ziel Schiermonnikoog.


Ortskern


Anleger


Hafen


Grundberührung und fest

Der Weg ist das Ziel oder das Wasser ist der Fahrweg.
Um in den Prielen durch zu kommen muss immer an die notwendige Tiefe gedacht werden.
Eigene Tiefe, „die bei uns nicht feststand“, plus Kartennull und Tidensatz macht eine Handbreit Wasser unter dem Kiel. Passt schon, aber beeilen war angesagt. In der Mitte der Tide fällt das Wasser um 1cm pro Minute. Sitzt man fest und wartet 20min kannst Du alles vergessen und musst warten bis zu nächsten Flut in ca. 10 Stunden.

Am Ende lag die Hafeneinfahrt von Schiermonnikoog. Der vor uns fahrende saß kurz fest gab aber gleich Vollgas und kam weiter. Denn Schlamm konnten wir beobachten. Das Schwierige ist, sitzt Du fest hilft keiner, den die Gefahr dabei selbst fest zu kommen ist groß.

Hafen erreicht und vom Hafenmeister einen Platz in zweiter Reihe bekommen. Der Innen liegende will wie wir am nächsten Tag mit der Flut wieder raus. Das wollen hier übrigens fast alle. Was jetzt kommt ist immer wieder schön. Inselrundgang und es lohnt sich. Eine liebevoll hergerichtete Kleinstadt ohne Autoverkehr. Nur Fahrradfahrer und Fußgänger drängen sich durch kleine Gassen und streben zum Nordstrand. Dort gibt es Sand und Sand und Sand.

Ein sehr angenehmer Tag ging an Bord bei Niedrigwasser zu Ende. Außerhalb des Hafens ist alle Trocken und die Wattläufer sind unterwegs und suchen nach Würmer. Zwei Yachten lieferten sich eine Schlammschlacht und Hunde spielten in dem Dreck und sahen hinterher aus wie Schlammteufel. Am Sonntag dann noch eine Erkundung des Fährhafens und dann Vorbereitung auf das Ablegen. Es beginnt wieder das Rechnen, ab wann reicht das Wasser unter dem Kiel für uns. Gegen 1300 Uhr sollte es klappen und damit waren wir mit eines der ersten Schiffe die ablegten. Ich glaube, keiner wollte der erste sein. Ich ja auch nicht denn wenn man fest kommt hat man die Meute hinter sich und die Lacher auf seiner Seite. Aber inzwischen kannte ich ja unseren Tiefgang und Wasserstandsberechnung ist kein Teufelswerk, somit ging es los.
Nach uns kamen dann viele raus und folgten uns durch den Prickenwald. Überholen geht nicht und das Fahrwasser ist das Ziel.
Alles klappte prima und so ging es zurück in die Schleuse Lauwersoog.

Wieder im Leuwersmeer gab es eine Brotzeit und danach sportliches segeln bis zum Abend. Festmachen und ausräumen war angesagt und am nächsten Morgen wieder auf der Autobahn in Richtung Heimat.

Was brachte mir der Törn nun?
Tidensegeln hat was mit Kopfrechnen zu tun, außerdem ist Erfahrung sehr viel Wert. Segeln gegen den Strom ist bei 3kn kaum möglich und die Zeitfenster des höchsten Wasserstandes sind immer zu kurz. Bei zwei trocken fallenden Bänken hintereinander bleibt man unwiderruflich an der zweiten Bank hängen und wartet bis zum nächsten Hochwasser. Strecke zu schaffen ist nicht möglich.
Auch sollte man nicht auf Grund gehen wenn nebenan der Hafen Platz bietet. Die Yacht verlassen geht nur bei Ebbe und somit wird der Inselrundgang zur Hetzjagd.
Kommt das Wasser ist man gefangen auf Länge mal Breite und fühlt sich eingeschränkt. Noch etwas wichtiges geht nicht, das WC hat kein Spülwasser und der Schlamm kommt an Bord und riecht sehr übel.

 

Bis die Tage
Burkhard